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1939

1939 – Terminabsagen und -verschiebungen wegen politischer Lage

     
22.01. Eupen, katholisches Gesellenhaus Weihnachts- und Familienfest
18.-22.02. Eupen, Klosterkirche Gestaltung des „Ewigen Gebetes“ an den Fastnachtstagen
21.07. Brüssel Chor-Abordnung bei den Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag
06.08. Lüttich Fahrt der Kirchensänger des Dekanats Eupen zur Internationalen Wasserausstellung
15.08. Eupen Sommerfest
25.08. Eupen Abschied von Chorbruder und Präsident Hubert Wertz
01.11. Eupen, Klosterkirche Gestaltung des Hochamtes
25.12. Eupen, Klosterkirche Gestaltung des weihnachtlichen Hochamtes – Aufführung der „Messe des Hl. Kaspar“
26.12. Eupen, Klosterkirche Gestaltung des weihnachtlichen Hochamtes – Aufführung der „Messe des Hl. Kaspar“
     
 
 
 
Wie es im menschlichen Leben so geschieht: vieles wird geplant und beschlossen, 
so ist es auch im Vereinsleben. Der Mensch denkt, aber Gott lenkt die Geschicke der Menschheit. Wenn wir uns nun das verflossene Geschäftsjahr nochmals im Geiste vergegenwärtigen, so müssen wir feststellen, dass wir viele Hoffnungen, die wir diesem Jahr in Erfüllung gestellt hatten, zu Grabe tragen mussten. Trotzdem wollen wir es uns nicht versagen, auch die Geschehnisse des Vereins – wenn auch in geringeren Aufgaben bestehend – den Annalen einzuverleiben.
 
 
 
 
Gesang und Musikvorträge beim Weihnachts- und Familienfest
Das neue Geschäftsjahr wurde eingeleitet durch ein am Sonntag, 22. Januar abends 7 Uhr im Saale des katholischen Gesellenhauses stattfindenden Weihnachts- und Familienfest. Ein reichhaltiges Programm abwechselnd in Gesang und Musikvorträgen sowie im zweiten Teile aus theatralischen Aufführungen hielt die Mitglieder, Freunde und Gönner mit ihren Familien einige Stunden im gemütlichen Beisammensein zusammen. Eine kleine Christbaum-Verlosung brachte in den Zwischenpausen den glücklichen Gewinnern noch eine nachträgliche Weihnachtsbescherung. In dem guten Gelingen dieses kleinen aber reichhaltigen Festabends sei den Mitwirkenden noch nachträglich unser herzlicher Dank ausgesprochen, besonders aber den Herren Musikern des Städtischen Harmonie-Musikvereins.
 
Wie üblich galt es nun fleißig zu proben, um für die Fastnachtszeit in der Klosterkirche gerüstet dazustehen. Unser allverehrter Herr Dirigent entschied sich in der Wahl der Messen für die „Gruber-Messe“ mit Orgelbegleitung. Jede Woche wurde ordentlich geprobt und an den Feiertagen gab uns die Aufführung dieser schönen Komposition den besten Lohn für unsere Mühen, denn es wurde wirklich Erstklassiges geleistet. Vier Tage standen die Mitglieder geschlossen dem Verein zur Verfügung in der Klosterkirche – ein schönes Beispiel für die Vereinsdisziplin sowie ihres seriösen Charakters.
 
 
 
 
Frühjahrskonzert mit „Berliner Kathedralchor“ ausgefallen
 
Inzwischen waren die Vorarbeiten zum Frühjahrskonzert beendet worden und es sollte am Sonntag, den 7. Mai 1939 ein großes Konzert stattfinden unter Mitwirkung des im In- und Auslande bestbekannten „Berliner Kathedralchores“ (45 Knaben, 20 Herren). Drohende politische Gewitterwolken am Welthimmel machten uns aber in diesem Jahre ein Strich durch die Rechnung. Wir nahmen von der Abhaltung des Konzertes Abstand bis zum Herbste.
Trotzdem gab es keine Arbeit weniger zu erledigen. Es war nun so recht Zeit, uns etwas mehr der Kirchenmusik zu widmen. Wiederum war es unser Verein, der am hochheiligen Osterfeste den Gottesdienst in der Klosterkirche durch den Vortrag der Messe von Gruber (mit Orgelbegleitung) verschönerte. Man konnte sehr gut feststellen, dass das eifrige Proben an dieser Messe einen reibungslosen Vortrag mit sich führte. Pfingsten war wiederum der Verein in der Klosterkirche tätig. Ebenfalls beteiligte sich der Verein durch ein fast geschlossenes Teilnehmen aller Sänger an die am 8. Juni stattfindende Fronleichnamsprozession.
 
Da sich nun die politische Lage in Europa wieder etwas entspannte, ging der Verein daran, die Vorarbeiten zu beginnen für ein Herbstkonzert. Während diesen Arbeiten wurde dann am 15. August das übliche Sommerfest abgehalten. Leider meinte es der Wettergott nicht gut mit uns, denn bei der schönsten Stimmung gab es plötzlich eine Dusche, die den Unterhaltungsspielen schweren Abbruch tat und ein Verweilen im Garten beinahe ausschloss. Trotzdem konnte dies den Unentwegten nicht zu einem frühen Abmarsch bringen, denn es war schon recht spät, als man sich verabschiedete und mit Gesang den Heimweg antrat. Unser Herr Kassierer konnte ebenfalls mit dem finanziellen Erfolg zufrieden sein, wenn derselbe auch nicht ganz seinen Erwartungen entsprach. Aber wann ist ein guter Kassierer, wie es der unsrige ja ist, je zufrieden?
 
Am 21. Juli 1939 entsandte unser Verein eine Abordnung zum Nationalfeste nach Brüssel bestehend aus den Herren M. Hans, L. Arends, A. Sistenich.
 
 
 
 
Besuch der Internationalen Wasserausstellung in Lüttich
 
Auf einer Bezirksversammlung der Präses des Dekanatschöre war der Vorschlag gemacht worden, an einem Sonntag die Wasserausstellung in Lüttich einmal geschlossen zu besuchen. Dieser Vorschlag fand bei dem Herren Vorsitzenden der Bezirksvereine Hochw. Dechant Keufgens einen guten Anklang. Auf weitere Debatten von seiten der verschiedenen Präses gab dann Herr Hochw. Dechant Keufgens bekannt, dass er sich für die Sache verwenden wolle. Es kam dann auch zum Klappen und zwar wollten alle Vereine des Dekanats am Sonntag, den 6. August die Fahrt nach Lüttich antreten. Neun Kirchenvereine gaben ihre Zustimmung. Das Programm für diese Fahrt sah ein feierliches Hochamt unter freiem Himmel und zwar auf der Esplanade in der Ausstellung um 11 Uhr vor. Dasselbe wurde assistiert durch Ihre Heiligkeit Kardinal Erzbischof van Roy. Nach diesem Hochamte, dessen gesangliche Gestaltung in den Händen der Bezirksvereine des Dekanates Eupen lag und mit Massenchor bestritten wurde, sollte dann ein freies Besichtigen der Internationalen Wasserausstellung folgen. Für die in Betracht kommende Messe sowie der Einlagen galt es nun tüchtig zu proben um etwas Ordentliches dort zu leisten. Die Leitung des Gesamtchores lag für die Choralgesänge in den Händen des Herrn H. Leusch. Für die Einlagen bei unserem Dirigenten Willi Mommer. So fuhren denn am Sonntag, den 6. August morgens vor 9 Uhr zirka 300 Kirchensänger mit ihrem Anhang bei gutem Wetter im Sonderzug nach Lüttich. Das Programm nahm sofort bei der Ankunft seinen Beginn in dem Hochamte. Es war ein erhabener Anblick von der Sänger-Tribüne über das weite Esplanade-Gelände die gewaltigen Zuhörer mit Gläubigen zu sehen. Mitten unter ihnen 10000 Turner aus aller Welt, die am gleichen Tage sich dort trafen. Die Sänger aus dem Bezirke Eupen entledigten sich der ihnen gestellten Aufgabe mit gutem Geschick und bestem Erfolge. Ja, es war wirklich eine große Leistung, die da vorgebracht wurde, wenn man bedenkt, dass nur eine Gemeinschaftsprobe abgehalten werden konnte wegen der Kürze der Zeit. Für alle Teilnehmer an dieser Fahrt wird dieselbe ein unauslösliches Andenken bleiben.
 
 
 
 
Abschied von Hubert Wertz, der Seele des Vereins
 
Ein schwerer Schicksalsschlag traf den Verein am 25. August 1939 erreichte ihm doch die Hiobsbotschaft, dass sein langjähriger erster Vorsitzender nach langjähriger Krankheit in ein besseres Jenseits abberufen worden sei. Kein schwereres Geschick konnte den Verein treffen wie dieses, verlor er doch in der Person des Sangesbruders Hubert Wertz die Seele des Vereins. Jahrelang war es ihm nicht mehr vergönnt, das Geschick des Vereins in seine bewährten Hände zu nehmen, wie er es jahrelang mit so großem Erfolge getan hatte. Sein schweres Leiden gestattete es ihm nicht. Wie eine Familie um ihr Haupt trauert, so stehen wir in gleicher Trauer um ihn. Für jeden Sänger hatte er stets ein offenes Ohr und gab Ratschläge, wo es Not tat. Durch seine Schaffensfreude sowie sein Leistungstalent hat er größtenteils dazu beigetragen, den Verein zu dem zu bringen, was er heute bedeutet. Allzu früh ist er von uns gegangen; aber wir werden seiner Verdienste uns stets erinnern und im Gebete seiner gedenken. Möge Gott der Herr ihm im besseren Jenseits ewigen Lohn finden lassen. Er ruhe in Frieden!
 
 
 
 
Der Monat September sah den Verein wiederum vertreten beim 40-stündigen Gebete in der Klosterkirche.
 
Das für Sonntag, den 8. Oktober 1939 vorgesehene Herbstkonzert unter Mitwirkung der Kammersängerin Frau Susanne Horn-Stoll fiel wegen der unsicheren politischen Lage aus. Am Allerheiligentage sang der Verein wiederum in der Klosterkirche morgens 8 Uhr das Hochamt  und führte mit Erfolg die vierstimmige Messe mit Orgelbegleitung von Gruber auf. Da inzwischen die politische Lage sich eher verschlechtert wie verbessert wurde das Konzert auf unbestimmte verschoben. Die Proben wurden dazu benutzt, neuere Motteten einzuüben für die sonntägliche Andacht in der Klosterkirche Auch der Monat Dezember verschaffte uns größtenteils Arbeit für die Klosterkirche. So wurde mit Eifer die Messe des Hl. Kaspar geprobt und an den beiden hochheiligen Weihnachtstagen zur Aufführung gebracht.
 
Ein Jahr Vereinsgeschichte gehört wieder der Vergangenheit an, ein Jahr der schweren Prüfung für die Menschheit, denn die ernste Lage am politischen Horizonte hat sich nicht gebessert. Und was uns noch erwartet, bleibt der Zukunft vorenthalten. Wie es aber auch kommen möge, so wollen wir uns fest zusammenschließen und uns unserer Schutzpatronin,  der Königin des Friedens, voll anvertrauen und auch diese schwere Zeit wird vorübergehen und uns besseren Tagen entgegen führen. Das walte Gott!
 
 
Gemacht zu Eupen, am 16. Februar 1940
 
Gez. Jean Arends, Schriftführer – Joh. Emonts-Gast, Präsident – Dechant H. Keufgens, Ehrenpräsident